Meteorologen verzeichnen in der Schweiz jährlich etwa 200’000 Blitze. Am häufigsten gewittert es in den Sommermonaten Juli und August. Bei einem starken Gewitter rasen die Lichtbögen mit halber Lichtgeschwindigkeit durch die Luft und erhitzen diese im Blitzkanal auf schwer vorstellbare 30’000 Grad Celsius. Das ist immerhin das Vierfache der Oberflächentemperatur der Sonne.
In der Gewitterzone entstehen Spannungsschwankungen von mehreren 100’000 Volt, die sich in der Umgebung auch auf das Stromnetz und die Anbindung an das Telefonnetz und Internet (z.B. über den DSL-Anschluss) auswirken können. Die entstehende Überspannung kann Geräte an Strom- oder Telekommunikationsnetzen in Mitleidenschaft ziehen.
Elektrogeräte mit integriertem Spannungsschutz
Viele Elektrogeräte haben von Haus aus einen Schutz gegen Überspannung integriert. Dennoch gibt es keinen absoluten Schutz vor den Auswirkungen, die Gewitter mit Blitzeinschlägen in der Umgebung mit sich bringen können. Je nach Art der Überspannung können z.B. der ADSL-Router selbst oder über LAN oder USB angeschlossene Geräte beschädigt werden.
Elektronische Geräte vor Blitzschlag schützen
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Gewitterwarnung beobachten
Informieren Sie sich auf einem Portal für Gewitterwarnungen, ob für Ihre Region ein Sturm angesagt ist.
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Elektrische Verbindungen trennen
Trennen Sie vor aufkommenden Gewittern oder vor dem Verlassen des Hauses die Verbindung Ihres DSL-Routers zum DSL-Anschluss bzw. TV- und Radio-Gerätes zur Empfangsdose.
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Festnetztelefonstecker ausziehen
Trennen Sie Festnetztelefone (funk- oder drahtgebunden) inkl. deren DECT-Basisstationen sowohl von der Telefondose, als auch vom Stromstecker.
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Schaltbare Steckerleiste verwenden
Mit einer schaltbaren Steckerleiste lassen sich gleich mehrere Geräte vom Stromnetz abkoppeln.
Den einfachsten und effektivsten Schutz kannten schon unsere Eltern, als sie bei Gewitter den Strom- und Antennenstecker des Fernsehers aus der Wand zogen. Die gewaltige Energie eines Blitzes findet über jede Art von Kabel und Leitungsnetz den Weg in ein Elektrogerät. Ist also der Fernseher, das Radio oder der wertvolle Computer zum Zeitpunkt des Einschlages mit keinerlei Leitungsnetz verbunden, dann kann auch nichts passieren.
Es sei denn, der Blitz schlägt unmittelbar in das Gerät oder das Gebäude ein, so dass es zu „Übersprung-Entladungen“ kommt. Vor einem solchen Volltreffer kann man sich aber sowieso nicht schützen! Der Tipp „Stecker raus“ ist durch keine Technik zu ersetzen. Aber was ist, wenn niemand zu Hause ist, um den Stecker zu ziehen? Für solche Fälle gibt es den „technischen Blitzschutz“.
Äußerer und innerer Blitzschutz
Beim Blitzschutz unterscheidet man zwei Arten von Maßnahmen. Zum äußeren Blitzschutz gehört alles, was verhindern soll, dass ein Blitz in das Innere eines Gebäudes ein- oder besser überschlägt. Dazu gehören beispielsweise der klassische Blitzableiter und das Erdungskabel. Solche Absicherungen sind hierzulande in der Regel selbstverständlich.
Der innere Blitzschutz soll einzelne Bauteile und Geräte im Haus vor den Auswirkungen des Blitzeinschlages schützen. Mal sind es Schutzvorrichtungen in der Stromverteilung des Gebäudes, mal direkt vor Ort, wo ein Gerät wie der Computer oder Fernseher „in der Wand steckt.“
Überspannungsschutz vom Elektroinstallateur
Beim inneren Schutz gilt es, einen angemessen ausgelegten Überspannungsschutz in den zentralen Stromverteiler einzubauen. Entsprechende Bauteile für die Montage auf der so genannten „Hutschiene“, auf der auch alle Sicherungen sitzen, bietet der Elektrofachhandel an. Den Einbau sollte ein fachkundiger Elektroinstallateur übernehmen. Der weiß, welche Kapazität der Schutz für den betroffenen Haushalt bieten muss. Denn ein Mehrfamilienhaus braucht beispielsweise einen anderen Schutz als eine kleine Singlewohnung. Diesen zentralen Überspannungsschutz bezeichnet man auch als „Grobschutz„.
Maßnahmen, die Sie direkt am Gerät ergreifen, fallen unter den „Feinschutz„. Dabei handelt es sich also um Schutzvorrichtungen, die das einzelne Gerät vor Schäden durch Überspannung bewahren sollen.
Billige Blitzschutzstecker helfen nicht
Ob Discounter, Baumarkt oder eBay: Überall werden Blitzschutzstecker oder Steckleisten angepriesen, die für wenig Geld maximalen Schutz vor Blitzschlag bieten sollen. Doch diese einfachen Geräte ab circa 20 Euro bieten allenfalls einen Überspannungsschutz gegen Stromschwankungen und Spannungsspitzen im 230-Volt-Netz. Gegen die gewaltige Energie eines Blitzes von durchschnittlich 20’000 Ampere helfen sie jedoch nicht. Die Billigschutzstecker sind nur auf bis zu 6’000 Ampere ausgelegt.
Auf die Schutzwerte achten
Bessere Schutzstecker und Steckerleisten können Stromstärken von bis zu 120’000 Ampere abwehren, kosten aber ab 100 Euro aufwärts. Außerdem sind solche Steckerleisten meist zusätzlich mit Stecker für Antennen-, Telefon und DSL-Leitungen ausgerüstet. Damit lassen sie sich auch in diese Datenleitungen einschleifen und sichern diese Übertragungswege.
Kaum eine Chance bei direkten Blitzschlägen
All diese inneren Schutzmaßnahmen helfen bei indirekten Blitzeinschlägen. Das bedeutet, der Blitz schlägt in der weiteren Umgebung oder irgendwo in das Stromnetz ein. Kassieren Sie jedoch einen Volltreffer, schlägt der Blitz also direkt in das Haus oder in der unmittelbaren Nähe ein, sind Schäden nahezu unvermeidbar. Die getroffenen Schutzmaßnahmen tragen dann nur noch zur Schadensbegrenzung bei.
Bei Versicherungen das Kleingedruckte lesen
„Wenn es kracht, dann bin ich ja versichert.“ So denken viele und erinnern sich dunkel, dass in der Hausratversicherung etwas von Blitzschutz stand. Oft genug deckt eine reine „Blitzschlagversicherung“ nur den Schaden ab, der entsteht, wenn der Blitz direkt in das Gebäude selbst einschlägt. Doch Blitzschäden entstehen meist durch indirekte Treffer, die dann lediglich einen Überspannungsschaden über das Stromnetz oder andere Leitungsnetze verursachen. Sollte Ihre Versicherungspolice genau das ausklammern, gehen Sie leer aus.
Prüfen Sie also, ob Ihre Hausratversicherung Blitz- und Überspannungsschäden abdeckt. In diesem Fall sind Schäden an den Geräten versichert. Nicht abgedeckt ist ein eventueller Vermögensschaden, der durch den Verlust von Daten auf dem Computer entsteht.
Über einen Kommentar zu Ihren persönlichen Erfahrungen würde ich mich bestimmt nicht alleine freuen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schadenfreie Gewittersaison.
Herzlichst
Urs Kobler
9 Antworten zu "Geräte vor Blitzschlag schützen"
Mir war nicht bewusst, dass Elektrogeräte bereits einen integrierten Spannungsschutz haben. Ich finde es gut zu wissen, wie man Elektrogeräte vor Schäden durch Spannungsschwankungen schützen kann. Als während des Gewitters bei uns zu Hause die Spannung schwankte, haben wir wichtige Geräte vorsorglich vom Stromkreis getrennt.
Grüezi Lisa
Grundsätzlich ist die Nähe eines Gewitters zu elektrisch betriebenen Geräten in einem Haushalt für die Schadensgrösse ausschlaggebend. Bei direkten aber selten eintreffenden Blitzschlägen, welche praktisch in das betroffene Gerät einschlagen, gibt es in Tat und Wahrheit keinen technischen wirksamen Schutz, da die Intensität einer derart starken elektrischen Entladung über das Gerät die Zerstörungskraft unvorstellbar stark ist, dass sogar Leiterbahnen der eingebauten Elektronik zu schmelzen beginnen. Somit ist eine komplette Trennung von Geräten bei aufkommenden Gewittern sicher zu empfehlen, vorausgesetzt man ist anwesend.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine möglichst gewitterfreie Sommerzeit.
Herzlichst
Urs Kobler
Guten Tag Herr Kobler
Sie schrieben weiter oben, im Abschnitt „auf die Schutzwerte achten“ dass die besseren Schutzleisten für etwas mehr geld zu haben sind, so auch Schutzsteckersysteme die Antennen und Internetkabel mit einschliessen.
Können sie mir vieleicht ein, zwei Marken/Typen sagen bei denen das beispielsweise der Fall ist und/oder wo man solche Systeme erhält
Grüezi Sandro
Im Prinzip existiert eine Vielzahl von Produkten auf dem Markt, zur Abdeckung der verschiedensten Komponenten, wie z.B. diese Multimedia-Steckdosenleiste. Wenden Sie sich bitte an einen erfahrenen Elektroinstallateur in Ihrer Region, welcher einschlägige Erfahrungen mit spezifischen Produkten hat. Dieser wird Sie für Ihre spezifischen Anforderungen bestimmt gerne beraten.
Herzlichst
Urs Kobler
Wir hatten in der vergangenen Zeit sehr viele Gewitter, wobei es auch häufiger geblitzt hat. Nun überlege ich, wie ich die Geräte bei mir und in unserem Büro schützen kann. Danke für den Hinweis, dass man zwischen dem inneren und dem äußeren Blitzschutz unterscheidet. Gut zu wissen, dass zu dem äußeren Blitzschutz alles gehört, was verhindert, dass ein Blitz in das Innere eines Gebäudes ein-/überschlägt. So einen Blitzableiter oder ein Erdungskabel wäre für uns mal eine gute Idee!
Meinen Dank für die Tipps zum Schutz der Geräte! Muss an den Blitzschutz denken, weil zu Hause meist am PC arbeite. Kann was auch an dem Schaltschrank vielleicht zur Sicherheit unternommen werden? Habe auch von den speziellen Steckdosen gehört. Danke!
Grüezi Finn
Für den „groben Schutz“ existieren Einbaugeräte, welche sich auf der Hutschiene im Elektroverteilerschrank installieren lassen. Bei den erwähnten speziellen Steckdosen handelt es sich um den „feinen Schutz“, welche das an diese spezifische Steckdose angeschlossene Gerät bis zu einem gewissen Grad schützen soll. Am Besten erkundigen Sie sich bei einem kompetenten Elektriker, welcher Ihnen die individuelle beste Lösung erläutern und realisieren kann.
Herzlichst
Urs Kobler
Danke für die Idee zum inneren Blitzschutz! Ehrlich gesagt, habe ich daran nicht gedacht. Über eine Blitzschutzanlage verfügen wir ja schon. Diese funktionierte gut im vorigen Sommer!
Herzlichen Dank für die Tipps!
Grüezi Helga
Freut mich wenn Ihnen mein Beitrag gefallen hat.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben besinnliche Festtage und einen guten Rutsch ins 2019.
Herzlichst
Urs Kobler